Verbindungen zwischen SoftSwiss und illegalen Curacao Casinos sorgen für Schlagzeilen. Wie weit reicht das Netzwerk?
Der Bayerische Rundfunk (BR) wirft einen genaueren Blick auf SoftSwiss, einen bekannten iGaming-Softwareanbieter mit Sitz in Malta. Laut Recherchen könnten das Unternehmen und sein Berliner Gründer ein weitreichendes Netzwerk illegaler Online-Casinos betreiben. Firmen aus Malta, Zypern und Curaçao sollen eine zentrale Rolle spielen und Verbindungen zu SoftSwiss aufweisen.
Undurchsichtige Netzwerke und mögliche Verbindungen zu SoftSwiss
Die Recherchen des Bayerischen Rundfunks deuteten darauf hin, dass SoftSwiss möglicherweise mit dutzenden illegalen Online Casinos aus Curacao in Verbindung stehe. Die Betreiberfirmen dieser Seiten – die maltesische N1 Interactive Ltd. und die Dama N.V. aus Curaçao – seien laut den Berichten zentrale Akteure eines intransparenten Netzwerks, das den Schwarzmarkt dominieren könnte.
Laut Recherchen könnten Gerichtsdokumente sowie Einträge in verschiedenen Registern Verbindungen zwischen SoftSwiss und den beiden Unternehmen nahelegen. So werde in Unterlagen der ehemaligen Wirecard-Bank berichtet, dass Dama N.V. einer der „umsatzstärksten Kunden” gewesen sei. Zudem werde SoftSwiss mit einer Firma in Verbindung gebracht, die als Vorläufer von Dama gilt.
Nach vorliegenden Informationen soll Dama im Jahr 2018 Transaktionen im Wert von 61 Millionen Euro über die Wirecard-Bank durchgeführt haben. Außerdem sei im März 2022 eine Überweisung von 2 Millionen Euro von N1 Interactive Ltd. an Dama N.V. erfolgt, die im Unternehmensregister von Malta dokumentiert sei.
Zu diesem Zeitpunkt habe N1 Interactive angeblich einen Kontostand von mehr als 7 Millionen Euro aufgewiesen. Der Geldwäsche-Experte Konrad Duffy von Finanzwende e.V. kommentiert:
„Wenn solche komplexen Firmenkonstrukte aufgestellt werden, dann hat das einen Grund. Da geht es wahrscheinlich um richtig viel Geld."
So dienten komplexe Firmenstrukturen oft dazu, Eigentumsverhältnisse zu verschleiern und Steuerverpflichtungen zu umgehen. SoftSwiss stelle sich jedoch in der Öffentlichkeit als führender Softwareanbieter im Bereich Online-Glücksspiel dar und vermarkte sich selbst als „Nr. 1 Provider für Krypto-Glücksspiel”.
Das Unternehmen soll über Standorte in vier Ländern verfügen, wobei die Hauptverwaltungen in Malta, Polen und Georgien liegen. SoftSwiss beschäftige über 2.000 Mitarbeitende aus mehr als 30 Ländern und sei an über 23.500 Online-Glücksspielen, 800 iGaming-Projekten sowie 270 Partnerschaften in der Spielentwicklung beteiligt.
Strafverfahren von Deutschland aus meist eingestellt
Zusätzliche Informationen sollen Verknüpfungen zwischen SoftSwiss und illegalen Online-Casinos untermauern. So habe Dama N.V. laut Googles Werbetransparenzregister Anzeigen geschaltet, um SoftSwiss bei der Personalsuche zu unterstützen.
Ein weiterer potenzieller Hinweis liege in der Registrierung einer Casino-Domain, die von Dama betrieben werde. Diese sei ursprünglich mit einer E-Mail-Adresse von SoftSwiss angemeldet worden, genauer gesagt mit der des Firmengründers. Bisher habe sich dieser auf Anfragen des BR nicht geäußert. Bis zur Klärung des Sachverhalts gelte die Unschuldsvermutung.
Indes sei die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) bereits vor Monaten über die Aktivitäten von SoftSwiss informiert worden sei. Eine Stellungnahme habe die Behörde jedoch verweigert, da sie keine Angaben zu möglichen Verwaltungsverfahren machen könne.
Ob es derzeit Ermittlungen seitens der Polizei oder Staatsanwaltschaft in Deutschland gebe, sei unklar. Der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, habe jedoch erklärt, dass es aktuell nahezu unmöglich sei, von Deutschland aus effektiv gegen illegale Glücksspielanbieter im Ausland vorzugehen. Dafür sei eine Erweiterung des Strafrechts notwendig, so der SPD-Politiker.
Solange dies nicht geschehe, würden staatsanwaltschaftliche Verfahren gegen solche Anbieter immer wieder eingestellt.