Sorgt die Haushaltskrise in Frankreich für legale Online Casinos?
Im Rahmen des neuen Haushaltsentwurfs für 2025 plant Frankreich eine bedeutende Reform im Bereich der Glücksspielregulierung. Mit der Legalisierung von Online-Casinospielen erhofft sich die Regierung unter Premierminister Michel Barnier sowohl zusätzliche Steuereinnahmen als auch eine bessere Kontrolle des illegalen Glücksspiels.
Aktuelle Glücksspielregelungen und ihre Ausnahmen
Derzeit gehören Frankreichs Glücksspielgesetze zu den strengsten in der EU. Während in vielen europäischen Ländern Online-Casinospiele erlaubt sind, bleibt Frankreich neben Zypern das einzige EU-Mitglied, das Online-Spiele wie Blackjack, Roulette oder Spielautomaten vollständig verbietet.
Allerdings sind Online-Wetten auf Sportereignisse, Pferderennen und Poker in Frankreich erlaubt, ebenso wie die Teilnahme an einer staatlich regulierten Online-Lotterie, die exklusiv von La Française des Jeux (FDJ) betrieben wird.
Mit dem neuen Gesetzesentwurf möchte die französische Regierung diesen strikten Rahmen lockern und erstmals auch Online-Casinospiele legalisieren. Das erklärte Ziel ist es, den Schwarzmarkt für Glücksspiele einzudämmen und gleichzeitig den öffentlichen Haushalt durch zusätzliche Steuereinnahmen zu entlasten.
Hohe Steuerbelastungen für Betreiber geplant
Ein zentraler Aspekt des Gesetzesvorschlags ist die Einführung einer Steuer in Höhe von 55,6 % auf die Umsätze der Online-Casinobetreiber. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern würde dies eine der höchsten Steuerlasten für Glücksspielunternehmen darstellen. Die Regierung erwartet, dass diese Einnahmen einen signifikanten Beitrag zur Konsolidierung des Haushalts leisten könnten.
Neben den fiskalischen Vorteilen wird die Legalisierung von Online-Casinos auch als Maßnahme zum Schutz der öffentlichen Gesundheit betrachtet. Durch die Regulierung könnten problematische Spieler besser unterstützt und das Risiko für Spielsucht verringert werden.
Zudem könnte das illegale Glücksspiel, das laut Schätzungen der European Gaming and Betting Association (EGBA) einen jährlichen Bruttospielertrag von bis zu 1,5 Milliarden Euro generiert, deutlich zurückgedrängt werden.
Dringender Bedarf an Einnahmen
Frankreich steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Im vergangenen Jahr erreichte das Staatsdefizit 5,5 % des BIP und übertraf damit deutlich das von der EU geforderte Limit von 3 %.
Der neue Haushaltsminister Laurent Saint-Martin prognostizierte, dass das Defizit in diesem Jahr sogar auf über 6 % ansteigen könnte. Diese Entwicklung ist unter anderem auf geringere Steuereinnahmen zurückzuführen, die durch ein schwächeres Wirtschaftswachstum im Inland verursacht wurden.
Die Regierung sieht die Legalisierung von Online-Glücksspielen als eine Möglichkeit, die Einnahmen des Staates zu erhöhen und gleichzeitig den Schwarzmarkt zu bekämpfen. Trotz dieser möglichen Vorteile gibt es jedoch erheblichen Widerstand vonseiten der Betreiber landbasierter Casinos.
Widerstand von terrestrischen Casino-Betreibern
Die Betreiber traditioneller Casinos befürchten, dass die Legalisierung von Online-Glücksspielen zu einem signifikanten Rückgang ihrer Einnahmen und zum Verlust von Arbeitsplätzen führen könnte.
Grégory Rabuel, Präsident der Casinos de France Union, erklärte, dass die Bruttospielerträge der landbasierten Casinos um bis zu 30 % sinken könnten. Zudem könnten bis zu 30 % der physischen Casinos gezwungen sein, ihre Türen zu schließen.
Rabuel forderte, dass die Öffnung des Online-Marktes nur unter strengen Auflagen und in enger Zusammenarbeit mit den physischen Casinos erfolgen dürfe. Ziel sei es, Verantwortung und Sicherheit zu gewährleisten sowie den Schutz der lokalen Wirtschaft zu sichern.