Frankreichs Rechnungshof plädiert dafür, Glücksspielgewinne als Einkommen zu versteuern.
Der französische Rechnungshof hat empfohlen, Gewinne aus Glücksspiel künftig zu besteuern. Bislang tragen ausschließlich die Betreiber von Glücksspielen die Steuerlast. Mit dem neuen Modell sollen die Spieler herangezogen werden, wobei ein jährlicher Freibetrag den Einstieg in die Besteuerung regeln könnte. Dieses Vorgehen soll für eine ausgewogenere Verteilung der Steuereinnahmen sorgen.
Rechnungshof in Frankreich: Verschiedene Steuermodelle in der Prüfung
Laut dem CPO des französischen Rechnungshofes ist die ausschließliche Besteuerung der Bruttospielerträge ein unzureichendes Modell. Sie sei weder progressiv noch personalisiert und führe zu paradoxen Effekten:
Je höher die Gewinne der Spieler ausfielen, desto geringer werde die Steuerlast der Betreiber. Der CPO argumentiert, dass eine Besteuerung der Spielergewinne eine gerechtere Verteilung der Steuerlast ermöglichen würde und erwägt hierfür verschiedene Modelle.
Eine Option wäre die Besteuerung regelmäßiger Glücksspielgewinne, die als nicht-gewerbliches Einkommen erfasst und analog zu beruflichen Einkünften besteuert werden könnten. Allerdings ist diese Herangehensweise nicht ohne Schwächen.
Sie würde ausschließlich professionelle Spieler in die Steuerpflicht einbeziehen, was eine gerechte Verteilung erschwert. Zudem würde sie die Möglichkeit eröffnen, Verluste aus Glücksspiel von der Steuer abzuziehen, was die Effektivität des Modells erheblich mindern könnte.
Einkommensteuer und Sozialabgaben
Die Einführung einer eigenständigen Steuerkategorie für Glücksspielgewinne wird vom CPO als effektiver angesehen. Nach diesem Modell würden alle Gewinne nach Abzug der Einsätze ab dem ersten Euro besteuert. Eine Verlustanrechnung auf andere Einkünfte wäre nicht zulässig, was die Einfachheit des Systems erhöht.
Dieses Konzept sei vergleichbar mit der Besteuerung von Kapitalerträgen, bei der ebenfalls keine Regelmäßigkeit vorausgesetzt werde. Ergänzend könnte ein jährlicher Freibetrag von 500 Euro vorgesehen werden, um kleinere Gewinne von der Steuerpflicht auszunehmen.
Neben der Einkommensteuer würde auf Glücksspielgewinne auch eine Abgabenpflicht für soziale Sicherungssysteme bestehen. Die Einstufung als Einkünfte aus Aktivität würde bedeuten, dass Gewinne den gleichen Abgabensätzen unterlägen wie andere aktive Einkommensarten.
Laut Territorialitätsprinzip müssten zudem ausländische Spieler ihre Gewinne aus Frankreich versteuern, während Franzosen ihre internationalen Gewinne in Frankreich deklarieren müssten. Bestehende Doppelbesteuerungsabkommen sollen sicherstellen, dass keine doppelte Steuerlast entsteht.
Verharmlost die aktuelle Steuerfreiheit das Glücksspiel?
Der CPO und der französische Rechnungshof betonen, dass eine Steuer auf Gewinne aus Glücksspiel nicht nur das Ziel verfolge, das Steuersystem gerechter zu gestalten, sondern auch ein gesellschaftliches Signal setzen könnte. Glücksspiele seien mit erheblichen Risiken verbunden und könnten negative Auswirkungen auf Einzelpersonen und die Gesellschaft haben.
Eine solche Steuer könnte Spieler möglicherweise davon abhalten, regelmäßig am Glücksspiel teilzunehmen. Nach Einschätzung des CPO habe die derzeitige Steuerfreiheit von Gewinnen den gegenteiligen Effekt. Anbieter würden diesen Umstand nutzen, um in ihrer Werbung für die Teilnahme am Glücksspiel zu werben.
Eine Steuer auf Gewinne könne jedoch dazu beitragen, die Attraktivität des Glücksspiels zu mindern und das Spielen weniger ansprechend wirken zu lassen. Laut einer Umfrage von France Stratégie aus dem Jahr 2017 genieße eine solche Maßnahme zudem breite Akzeptanz in der Bevölkerung.
Die Steuer auf Glücksspielgewinne werde positiver bewertet als andere Steuerarten wie die Einkommensteuer, die Erbschaftssteuer oder die Steuer auf Immobiliengewinne. Die Akzeptanz sei vergleichbar mit der Besteuerung von Kapitaleinkünften, was darauf hindeute, dass eine solche Regelung gesellschaftlich gut tragbar wäre.
Quelle: Cour des comptes